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Iain Abernethy
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10 Anmerkungen die eine Kampfkunst dir auch über das Leben hätte beibringen müssen.

10 Anmerkungen die eine Kampfkunst dir auch über das Leben hätte beibringen müssen / können!

Geschrieben von Iain Abernethy, 7. Dan Karate. Aus dem Englischen übersetzt von D. Hagenbucher

Original English Version: https://iainabernethy.co.uk/article/10-things-martial-arts-should-have-taught-you-about-life

Ich bin ein überzeugter Bekenner der Tatsache, dass die Kampfkunst das Leben verbessern, ja in gewissem Maße sogar retten kann. Gichin Funakoshis  zehnter Grundsatz lautete:

„Nehme Karate in dein alltägliches Leben hinein und du wirst die subtilen Geheimisse darin finden.“

Es gibt im Mikrokosmos des Dojos sehr viel Lernfähiges, das wir ohne weiteres im Makrokosmos des alltäglichen Lebens gebrauchen und anwenden können.

In diesem Artikel werden wir uns nun die 10 „Aufgaben“ ansehen und herausfinden was du in der Zeit, die du im Dojo verbracht hast, gelernt haben solltest, das du auch im täglichen Leben anwenden kannst. Wenn du diese Aufgaben zu Herzen nimmst können sie dein Leben angenehmer und produktiver gestalten.

Diese 10 Aufgaben sind nicht die ultimativen 10, sondern sie sind in einer unbestimmten Reihenfolge von mir aufgestellt worden.

Jeder mit einer moderaten Menge an Training müsste sich eigentlich dieser Überlegungen bewusst sein. Am Anfang werden sie unbewusst übersehen, aber sie sind in einem gut geführten Dojo immer greifbar. Doch das heißt nicht, dass sie zum Basisprogramm dazu gehören, oder das sie weniger deutlich oder nicht vorhanden sind.

Ich habe mich bewusst für die Anzahl 10 entschieden, weil eine 10 einfach eine schöne Zahl für mich ist. Ich hätte genauso gut auch mehr oder weniger nehmen können. Ungeachtet dessen hoffe ich, dass diese 10 Überlegungen dir eine Pause bieten, in der es sich mal darüber nachzudenken lohnt zu ergründen, welche non-physischen Vorteile die Kampfkunst bieten kann.

So lass uns nun die 10 „Aufgaben“ gedanklich zu Papier bringen und herausfinden, ob die Kampfkunst, dir etwas über das Leben beigebracht hat!

1. Verbesserung braucht Zeit und Bemühen

Viele von uns kommen zu den Kampfkünsten und glauben, dass man einfach in die Geheimnisse eingeweiht werden muss um eine gewisse Fähigkeit zu entwickeln. Genau das dachte ich am Anfang auch als ich begonnen habe zu trainieren (ich habe viel zu viele Kung-Fu Filme gesehen!)

Immerhin, die ungnädige und harte Realität zeigte recht schnell, dass es sehr lange dauert bis man "gut" ist.  Vom Anfänger zum Experten innerhalb kürzester Zeit zu werden ist nicht möglich. Wir müssen konsequent über einen langen Zeitraum trainieren und üben. Das wissen wir aus dem Training. Hierzu gehören die gleichen Anforderungen die auch im Alltag genauso gemeistert werden müssen. Was es auch sein mag in dem du gut werden willst oder was du mal erreichen möchtest, es braucht eine dauerhafte Anstrengung über einen längeren Zeitraum. Ein halbherziges oder nur ein sporadisches Bemühen führt leider zu keinem positiven Ergebnis.

Es braucht also eine geraume Zeit, Bemühen und Ausdauer um dieses Ziel, das die Kampfkunst dir gibt, zu erreichen, damit es sich einprägt. Nutze diese Zeit des Bemühens und du wirst unweigerlich die ersten Fortschritte machen.

2. Vorwärtskommen ist unbequem, aber das Bemühen wird belohnt

Muhammad Ali hat es einmal auf den Punkt gebracht als er darüber sprach, wie sich die meisten Kämpfer der Kampfkunst nach dem Training fühlten:

"Ich habe jede Minute des Trainings gehasst, aber ich sagte zu mir, nicht aufhören, leide jetzt und lebe den Rest deines Lebens weiter wie ein Champion."

Das Training macht nicht immer Spaß. Es ist harte Arbeit! Doch das Gefühle einer erbrachten Leistung durch das Training bringt den Spaß. Das Training hat mir am meisten Spaß gemacht, wenn es vorbei war! Unser Training der Kampfkünste hat den einprägenden Effekt, dass wir auch das Unbequeme über uns ergehen lassen müssen um den Fortschritt oder das Vorwärtskommen zu akzeptieren. Wir müssen das Unbequeme annehmen um den Preis des Weiterkommens zu erreichen.

Während einige schon bei den ersten unbequemen Schwierigkeit aufhören  (fälschlicherweise verstanden dass da möglicherweise etwas nicht stimmt), doch wir Übende der Kampfkunst wissen, das ist der Wegbereiter für das Vorwärtskommen. Wir bleiben dabei, wir kommen immer wieder, weil wir wissen, dass es zum Erfolg führt.

Mache dir bewusst, egal was du erreichen willst, es wird immer Schwierigkeiten geben. Doch als Kampfkünstler müsstest du absolut zufrieden damit sein.

In seinem Buch über die Abhandlung der strategischen Kampfmethoden "Das Buch der Fünf Ringe" schrieb  Miyamoto Musashi:

"Es könnte am Anfang etwas  schwierig sein, aber alles ist am Anfang schwierig."

Wir Kampfkünstler wissen das, werden es nicht leugnen und vollkommen akzeptieren.

3. Fehler machen ist immer eine Option, aber den Fehler nicht anzunehmen geht nicht

Wir können verlieren. Wir machen Fehler. Eine Garantie für den Erfolg  gibt es niemals! Viele wollen eine Garantie für den Erfolg. Sie haben Angst zu versagen, deshalb wagen sie den Schritt erst gar nicht. Das ist nicht der Weg der Kampfkünste!

Wir alle in der Kampfkunstgemeinde haben schon Erfahrungen mit Fehlern gemacht. Wir haben die Technik nicht richtig angewendet, wurden geschlagen, getreten, geworfen, am Hals festgehalten und in einem Hebel gefangen usw. Wir haben die Prüfung nicht bestanden oder nur gerade so geschafft, Kämpfe verloren, oder sind im Sparring total unterlegen gewesen …

Wir wissen, dass Fehler dazu gehören und immer möglich sind. Aber wir sind bereit dies als Teil unserer Reise zu akzeptieren, nicht aber als unser endgültiges Ziel. Wenn wir schon versagen, dann können wir daraus nur lernen, wir sammeln Erfahrungen um dann weiter daran zu Arbeiten.   

Basketball Legende Michael Jordan bringt es mit seiner Einstellung genau auf den Punkt:

"Mehr als 9000 Würfe gingen mir in meiner Karriere schon daneben. Ich habe mindestens 300 Spiele verloren. 26 Mal hätte ich mit einem Wurf das Spiel gewinnen können und habe daneben geworfen. Ich habe schon so oft versagt in meinem Leben. Doch genau deswegen war ich trotzdem so erfolgreich."

Wir haben keine Angst einen Fehler zu begehen, wir sollten es aber auch nicht herausfordern. Wir fühlen uns verpflichtet die Herausforderung anzunehmen und unser Bestes zu geben.  Eine der Abhandlungen der Samurai "Harakure" beschreibt diese Situation recht gut. Diese hier beschreibt die thematische Entschlossenheit bestens:

"Nichts ist in dieser Welt unmöglich. Man sagt, der feste Glaube kann den Himmel und die Berge verschieben. Es geschehen Dinge, die weit über unserer Vorstellung liegen, weil wir nicht fähig sind die Mühe aufzubringen das Ziel zu erreichen, dass wir uns so wünschen."

Egal wie entschlossen wir sind und wie stark unser Wille ist, Fehler zu machen kann man nicht vermeiden.  Die "Hagakure" sagt uns auch:

"Wenn du schon versagst, dann versage in Würde."

Einfache Fehler machen wir durch Unachtsamkeit oder zu wenig Mühe. Auch Fehler, deren Ursache ungestümes Verhalten oder nicht genügende Vorbereitung sind, passieren unvorhergesehen, aber nicht mit Absicht. Daher, wenn wir versagen, sollten wir es wenigstens in einer intelligenten, majestätischen Art und Weise tun. Man soll sich dennoch dabei wohlfühlen und sich niemals in irgendeiner Art dafür schämen müssen.

Wir als Kampfkünstler fühlen uns zum Erfolg verpflichtet, aber wir müssen auch die Möglichkeit zulassen Fehler zu machen. Doch wir müssen uns immer wieder selbst ermutigen, auch wenn es nicht immer funktioniert. Unser Versagen soll aber immer schön und grandios sein.

Wir akzeptieren also die Möglichkeit Fehler zuzulassen, davor aber keine Angst zu haben. Wegen dieser Einstellung, die Angst Fehler zu machen, soll dies uns nie abhalten es ohne Überzeugung nochmal zu probieren. Das ist die Haltung, die ein Weiterkommen möglich machen könnte.

4. Um weiter zu kommen bedarf es Hartnäckigkeit und Flexibilität

Diese Möglichkeit eröffnet sich, wenn man im Sparring, besser gesagt mit Partner, übt. Wie schon vorher erwähnt, Zielstrebigkeit und Entschlossenheit kann sich positiv auswirken, und das ist weit davon entfernt mit einem störrigen und sturen Verhalten an die "Sache" heran zu gehen.

Ein alter Spruch  lautet

"Wenn es am Anfang nicht klappt, übe und übe weiter."

Dies könnte möglicherweise irreführend sein. Einstein - wie wir alle wissen ein recht intelligenter Mann - definierte den Begriff  "Irrsinn"  als "Das Gleiche immer und immer wieder zu tun in der Hoffnung ein anderes Resultat zu erzielen."  Wie wir vom Partnertraining wissen, gibt es keinen Grund nach einer anderen Lösung zu suchen, wenn etwas nicht funktioniert. Wir geben nicht auf sondern wir ändern den Weg um das Ziel zu erreichen.

Die Gesinnung und Haltung der traditionellen Kampfkünste wird durch "Wasser" am besten beschrieben. Bruce Lee, Sun Tsu und viel andere haben gesagt, dass ein Krieger oder eine Armee wie Wasser sein sollten.

Wenn du an eine Flut denkst, die einen Berg herunter fließt, hört sie niemals auf und geht wieder zurück den Berg hinauf! Wo die Flut entlang fließt erodiert sie den weichen Erdboden und nimmt ihn mit. Wo sie auf harten Boden stößt fließt sie darüber hinweg. Wenn die Flut auf Widerstand stößt staut sie sich bis sie darüber hinweg fließt, oder es entsteht so viel Druck, dass es die Blockade zerstört.

Wenn man Wasser berührt weicht es zurück und nimmt danach wieder seine ursprüngliche Form an. Wasser hat die Eigenschaft sich immer ganz genau den ihr umstehenden Formen anzupassen. Wenn es gefriert wird es zu Eis und kann Steine zerbrechen. Es kann auch genauso gut zu Dampf werden und als Wolken in den Himmel steigen.

Genauso flexibel und nicht nachlassend wie Wasser müssen wir sein.  wenn du dir deine Ziele steckst darfst du auch nicht nachlassend sein um sie zu erreichen, doch du musst flexibel genug sein um den richtigen Weg zu wählen um dorthin zu kommen. Passe dich an die unterschiedlichsten Umstände an. Unterscheide zwischen den diversen Anforderungen und die Art und Weise wie du an das Ziel herangehst. Die Zielvorstellung ist genau definiert und du musst für die Herangehensweise, die du festlegst um dies zu erreichen, genug Flexibilität einplanen.

Im Kampf oder während des Trainings mit einem Partner können wir sehr entschlossen sein ein Ergebnis  zu erreichen, doch in der Art und Weise wie wir es tun hängt ganz natürlich von den Umständen ab in denen wir uns gerade befinden.  Im alltäglichem Leben verhalten wir uns ja schließlich genauso (oder so ähnlich)

5. Es ist OK etwas anders zu sein

Es ist wirklich so, aber du bist ein Übender der Kampfkunst, also weißt du das schon. Ich habe es schon oft auf vielen Lehrgängen erfahren, der Grund warum es mir immer wieder Spaß macht ist ganz einfach. Ich verbringe sehr viel Zeit mit Leuten die so sind wie ich. Leute, die diese Faszination für die Vielseitigkeit im Karate teilen, Leute, die auch mal lachen wenn sie sehen, dass eine Technik weh tut, oder auch mal lächeln wenn sie sehen welche Brutalität dahinter stecken kann, sich aber niemals diese Brutalität aneignen, geschweige denn ausüben. Auch, dass wir "Pyjamas" anziehen und es uns Spaß macht unsere Freunde mit der Faust zu schlagen. Und am Schluss auch noch denjenigen zu gratulieren die uns geschlagen haben.

Wir... sind... nicht... normal!     Doch wir sind zufrieden damit!

Wir genießen was wir tun. Wir verbringen damit viele "schmerz-" und schweißvolle Stunden. Wir wissen auch, dass es für Außenstehende eigenartig erscheinen mag und sie die Faszination und den Reiz für diese Sportart nicht verstehen, auch wenn ihr Leben davon abhängen würde.

Heutzutage sind sehr viele Menschen eingesperrt im grauen Alltagseinerlei. Selten wagen sie sich hinaus aus der Mittelmäßigkeit, dem Alltagstrott. Aber nicht mit uns! Wir wissen wo Abenteuer und Belohnung zu finden sind. Einfach dagegen gehen. Gegen den Strich.

Der Poet Ralph Waldo Emerson brachte es genau auf den Punkt als er sagte:

"Ein Mann muss genau Abwägen und Prüfen welche Gefilde er verlässt, wenn er ein Konformist werden will."

Hast du mal große Pläne kannst du sicher sein, dass du von vielen, die es nicht so toll angehen lassen, dich ermutigen "sei doch normal". Als ob das was Besonderes wäre?

Strebe nicht danach nur ein Zuschauer zu sein. Tu es wie Joseph Campbell riet:

"Folge deinem Wunsch, deinem Glück. Strebe nicht danach nur "normal" oder durchschnittlich zu sein. Verpflichte dich vortrefflich und außergewöhnlich zu sein."

Um Emerson nochmals zu zitieren:

"Du selbst zu sein in einer Welt, die ständig von dir verlangt, dass du jemand anders sein sollst, ist die größte Leistung."

6. Es macht das Leben leichter, wenn trainierte Leute dir die Fäuste an den Kopf hauen

Nochmal, wir wissen das. Aber das Konzept scheint total irrsinnig für den Außenstehenden, der nicht von der Kampfkunst überzeugt ist.

Wenn du deinen Chef nach einer Gehaltserhöhung fragst, oder du zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurdest, du einen Berufswechsel vor dir hast, alle Veränderungen werden begleitet von Sorgen oder Ängsten. Vergleicht man aber damit, dass beim Training am Vorabend ein 100 Kilo Mensch vor dir stand und unablässig seine Fäuste in deine Richtung schlug, ist das eigentlich nichts dagegen.

Wir sind daran gewöhnt Angst, Stress und Herausforderungen zu haben. Das mini Universum unseres Dojos bereitet uns auf die Veränderungen der Welt da draußen vor. Funakoshi  sagte einst:

"Für jemanden mit geistiger und mentaler Stärke, die er durch Sparring, Training mit dem  Partner und eine "sag niemals nie Haltung" erlangt hat, gibt es keine größere Hürden oder Herausforderungen die er nicht bewältigen kann. Jemand der sehr lange unter physischen Schmerzen und mentaler Niedergeschlagenheit gelitten hat, einen Faustschlag, einen Tritt zu erlernen, der hat die Fähigkeit jede Herausforderung  anzunehmen, egal wie hart oder schwer, er wird es schaffen und es bis zum Ende durchführen".

Solch eine Person kann man wahrlich sagen hat es verstanden Karate gelernt zu haben. Hier kann ich absolut zustimmen. Wir ergeben uns in die strengen Anforderungen des Trainings, weil wir den Prozess verstehen wollen.

Wir entwickeln nicht nur eine "sag niemals nie" Einstellung um danach kämpfen zu können, wir entwickeln solch eine Einstellung damit wir im Leben, leben können.

7. Durch viele kleine Schritte machen wir uns auf eine lange, lange Reise

Diese Aussage bezieht sich auf die erste Anmerkung, doch es ist wichtig, dass wir lernen müssen, dass jeder noch so kleine Schritt zählt. Wir dürfen nicht mutlos sein wenn das Resultat nicht sofort ersichtlich ist. Du wirst genauso weniger schnell schlank sein wenn du dich entscheidest beim ersten Mal keinen Zucker mehr in deinen Kaffee zu tun. Doch wenn du es dauerhaft tust kann es zu einer Abnahme des Gewichts führen.

Damals, 1908, als Anko Itosu diese 10 Grundsätze des Karate schrieb, stand im ersten Teil des dritten Grundsatzes:

"Karate kann nicht auf die Schnelle, besser gesagt in kurzer Zeit, gelernt werden. Wie ein sich langsam bewegender Bulle, der letztendlich doch tausende Meilen zurückgelegt hat."

Es ist wichtig das wir uns auf die immerwährenden Prozesse fixieren und nicht auf das Produkt.

Es gibt eine schöne Geschichte, ob sie wahr ist oder nicht sei jetzt dahingestellt, jedenfalls wird sie gerne erzählt.

"Ein angehender Schüler besuchte einst einen Meister und fragte wie lange es dauern würde bis er der beste Kämpfer der Region sei?  Der Meister antwortete dem angehenden Schüler, dass es mindestens 10 Jahre dauern würde. Da 10 Jahre schon recht lange wäre fragte der Schüler nochmals den Meister wie lange es dauern würde, wenn er zweimal so hart trainierte wie alle anderen?  Der Meister antwortete nun, dass es 20 Jahre dauern würde!  Etwas irritiert fragte der angehende Schüler nochmals den Meister wie lange es dauern würde der beste Kämpfer der Region zu werden, wenn er nicht mehr trainieren sondern nur noch essen, schlafen und faul herumsitzen würde? In diesem Fall, sprach der Meister, würde es 30 Jahre dauern". Daraufhin bat der Schüler den Meister er solle ihm erklären, warum er die Zahl immer wieder erhöhe obwohl er doch bereit wäre härter zu trainieren". Der Meister antwortete "Je mehr du dich auf das Ergebnis fixierst, je weniger kannst du dich auf die momentanen Aufgaben konzentrieren, die dich letztendlich auch zum Ergebnis führen."  

Je mehr der Schüler sich auf das Ergebnis ausrichtete, umso weniger war er bereit sich auf die tägliche Arbeit zu konzentrieren, die damit verbunden war. Je mehr er an das Ziel dachte, um so mehr Zeit wäre letztendlich erforderlich um es zu erreichen.

Es ist nun mal eine Tatsache, dass wir in einer Welt leben in der man den Erfolg, ohne großes Bemühen verbunden mit einer Belohnung, sofort haben will. Oder ein "gut gemacht" Klopfen auf die Schulter für jedes Bemühen.   Wenn das Produkt nicht augenblicklich vorhanden oder verfügbar ist, gibt es sehr viele die das Vorhaben einfach aufgeben.

Nichts von wahrer Bedeutung kann man augenblicklich erreichen. Wenn wir, in allem was wir tun, auf lange Sicht Erfolg haben wollen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf den Prozess lenken, ob der Ausgangspunkt momentan ersichtlich ist oder nicht.

Stelle sicher, dass du viele kleine Schritte in die Richtung machst, in die du gehen willst. Es wird sich auf jeden Fall lohnen! In einem Jahr, zur selben Zeit, wirst du verblüfft sein, wie weit du schon gekommen bist! Ganz sicher! Um es mit den Worten von James Allen Lane zu sagen:

"Arbeite mit Freude und in Frieden, im Bewusstsein, dass gute Gedanken und gute Taten irgendwann auch gute Resultate erzielen werden."

8. Das Leben ist hart, doch die menschliche  Elastizität ist härter.

Der wahre Kampfkünstler ist per Definition eine Person, der bereit ist Herausforderungen anzunehmen. Wir suchen nicht das Einfache, sondern wir suchen das Besondere, noch Schwierigere, um sicher zu gehen, dass es vorwärts geht. Sobald wir sicher eine neue Technik gelernt, die nächste Prüfung bestanden haben, fangen wir gleich an Neues zu erlernen. Manche Herausforderungen mögen wir suchen, andere werden uns aufgetragen. Doch die Art und Weise wie wir an die Sache herangehen bleibt gleich. Winston Churchills berühmte Worte waren

"Gehst du durch die Hölle, bleib nicht stehen, geh weiter."

Das Training der Kampfkunst ist es, die diese innere Ausdauer entwickelt die dich bis an deine Grenzen führt. Aber wir wissen das und in dem wir es tun, werden wir stärker und fähiger. Wir zwingen uns im Training physisch manchmal über unsere Fähigkeiten hinaus. Weil wir wissen, nur so werden wir besser, stärker und fähiger.

Alles was wir in unserem Leben brauchen um ein Problem zu "beheben" findet man oft in dem Problem selbst.  

Probleme können Stärke, Einsicht ja sogar Flexibilität erst entstehen lassen. Der Römische Poet Horacio sagte:

"Eine Widrigkeit kann den Effekt haben, dass in stillen erfolgreichen Momenten, Talente, Fähigkeiten, entstehen können."

In den Buch, Karate-Do Kyohan, von Gichin Funakoshi steht:

"Als der Himmel dem Mensch seine schwere Verantwortung auferlegte, sollte er durch Leid erfahren sich zu unterwerfen, seine Aufgaben durch harte Arbeit meistern, seine Knochen stärken und sich dem Hunger stellen. Sich der Armut und die Hindernisse bewältigen die seinen Weg beschwerlich machen. Es soll auch seine Gedanken stimulieren, seine Haltung stärken und alles erreichbar machen. Nur durch diese Prüfungen wird es ihm gelingen, sonst nicht."

Dem stimme ich voll und ganz zu. Auch Nietzsche sagte:

"Was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter."

In dem Film "Rocky Balboa" sagte der Hauptdarsteller zu seinem Sohn:

"Lass mich mal was erzählen was du schon weißt. Die Welt ist nicht voller Regenbögen und Sonnenschein. Die Welt ist ein furchtbarer, ekliger Platz und mir ist es egal wie stark du  bist, du wirst zu Boden gehen und wahrscheinlich auch dort bleiben wenn du es zulässt. Du, ich, egal wer, niemand wird dich härter treffen als das Leben. Es geht nicht darum wie hart du zuschlägst. Es geht darum wie hart du geschlagen wirst und trotzdem weiter machst. Wie viel du vertragen kannst und weitermachst. So werden Sieger gemacht! Jetzt wo du weißt, was du wert bist, geh und hole dir was du dir wert bist. Doch du musst bereit sein die Schläge einzustecken und nicht behaupten du bist nur da wegen ihm, ihr oder egal wem!  Feiglinge machen das, doch das bist du nicht."

Es stimmt, nichts kann uns härter treffen als das Leben. Aber dadurch lernen wir mit schwierigen Situationen im Leben umzugehen, genauso verhält es ich im Dojo. Wir wissen, dass unser Körper Schwachstellen hat, doch mit genug Entschlossenheit und Willensstärke sind wir unbesiegbar. Sind wir am Boden zerstört, stehen wir auf und beginnen erneut. Wir haben keine Angst, sind auch nicht verärgert über die Aufgaben die uns gestellt werden. Sie machen uns nur noch weiser, mitfühlender, fähiger und stärker.

Die größten Kämpfe sind selten diejenigen die man physisch erledigen muss. Wir alle werden in unserem Leben noch einige Hindernisse überwinden müssen. Wir sind Kämpfer und führen ein kämpferisches Dasein. Wir werden schwitzen, bluten und manchmal auch weinen. Wir werden uns erholen, ausruhen und stärken wenn es erforderlich ist. Aber wir werden niemals aufhören an das Vorwärtskommen zu glauben.

Wir werden sicherlich mal zu Boden gehen, aber durch unseren Willen werden wir uns zwingen immer wieder aufzustehen. Miyamoto Musashi sagte:

"Der Weg des Kriegers erlaubt es nicht eine unterlegene Position einzunehmen. Egal was es sein mag."

Wir sind Übende der Kampfkünste. Wir wissen es. Wir leben es. Das bedeutet aber nicht, dass wir niemals einen Fehler machen oder verzweifeln. Es meint nur, dass wir aus unseren Fehlern lernen und daraus wachsen können. Verzweiflung weicht letztlich immer der Entschlossenheit.

9. Tiefe Freundschaften, die unter Widrigkeiten entstehen, sind die besten

Ich habe schon oft gesagt, das Wertvollste was ich je hatte sind Freundschaften, die im Training entstanden sind. Ich bin auch sehr glücklich darüber, dass ich innerhalb der Kampfkunst auch weltweit viele Freunde habe. Natürlich habe ich auch privat, außerhalb des Dojos Freunde. Das einzige, das wir fast alle gemeinsam teilen, sind die Widrigkeiten des Alltags (ob innerhalb des Dojos oder außerhalb).

Die Gesellschaft die wir pflegen ist sehr wichtig. Menschen, die eine Kampfkunst ausüben, haben eine sehr positive Einstellung allem gegenüber. Sie führen ein gesundes Leben und sind immer bemüht sich zu bessern. Wie wir schon besprochen haben sind sie eigentlich doch etwas mehr als nur eigenartig und  exzentrisch veranlagt.  Aber was solls?!

Der wichtigste Punkt um glücklich zu sein ist enge Freundschaften zu haben. Freunde unterstützen sich, stehen beratend zur Seite und helfen sich gegenseitig. Es ist großartig Teil einer Kampfkunstgemeinde zu sein. Es wird oft angenommen, dass die Kampfkunst eine Aktivität ist, bei der sich nur einzelne Personen, im Vergleich zu einer Mannschaftssportart, bewegen. Aber so ist es nicht. Es ist das gesamte "Team" im Dojo, der Trainer, die anderen Schüler in ihren jeweiligen Graduierungen. Alle sind wir beisammen und das fördert im Grunde genommen den Prozess des Weiterkommens, das sich auf jeden überträgt.

Wenn wir die „Sache“ richtig angehen gibt es vieles, was man über Freundschaft, Führung und das Gemeinwohl innerhalb des Umfeldes des Dojos lernen kann. Thomas Aquinas sagte einst:

"Es gibt nichts ehrwürdigeres als eine wahre Freundschaft."

Wir alle, und auch du, wissen, dass ein Dojo ein hervorragender Ort ist um solche Freundschaften zu finden und zu pflegen.

10. Füge dein eigenes hinzu.

Alles klar, ich habe eine wenig geflunkert, doch es hat seinen Grund!

Ich habe dir jetzt 9 Anmerkungen aus der Kampfkunst gegeben die, wie ich hoffe, dir helfen können. Doch wie ich schon am Anfang erklärt habe, gäbe es noch einige mehr. Daher möchte ich, dass du ein bisschen daran arbeiten sollst.

Wenn du dein Fortkommen in der Kampfkunst analysierst, wirst du feststellen, dass es genauso ähnlich abgelaufen ist wie im richtigen Leben außerhalb des Dojos. In der kurzen Zeit, die die Erde braucht um die Sonne zu umkreisen, was genau ist es das du erreichen möchtest oder werden willst? Was wirst du tun das du im nächsten Jahr, zur gleichen Zeit, ein besseres Leben führen kannst im Vergleich zum Leben das du jetzt führst?  Welche Probleme sind noch vorhanden?  Welche Aufgaben und mögliche Schwierigkeiten stehen noch bevor?

Wenn du diese Fragen beantwortet hast, was hat die Kampfkunst dir beigebracht um dir dabei zu helfen? Das sind Dinge, die du schon immer gewusst hast. Es sind die gleichen Prinzipien nur in einem anderen Kontext.

Wenn du noch immer das Gefühl hast ein bisschen "reingelegt" geworden zu sein mit der Anmerkung Nr. 10 "Füge dein eigenes hinzu", dann gehe zurück an den Anfang und füge Funakoshis Aussage hinzu:

"Nehme Karate mit in dein alltägliches Leben und du wirst die subtilen Geheimnisse darin finden."

Jedes Fortkommen, dass du in der Kampfkunst erreicht hast (das erste nervöse Mal im Dojo, die ersten Schritte, Techniken zu erlernen und sie endlich verstehen, die erste Prüfung usw.), sie alle bieten dir die gleichen Möglichkeiten, genauso auch außerhalb des Dojos an die Sache heranzugehen.

Es ist nicht so dass die Kampfkunst irgendetwas Einzigartiges, spezielles ist. Jede  anspruchsvolle Tätigkeit hat bestimmte Aufgaben, auch solche, die nicht direkt im Zusammenhang mit der Tätigkeit stehen, die bewältigt werden müssen. Es lohnt sich immer sich auf diese Aufgaben zu besinnen weil man sich für etwas engagiert um die Ergebnisse zu maximieren.

Die Kampfkunst hat weit mehr als nur das physische Kämpfen zu bieten.  Es lohnt sich also mal darüber nach zu denken.